top of page
AutorenbildFabia Mortis

Der Wasserhansl


Illustration: Magic Media & Canva | Blackmortis





Ein Teich im Waldesinnern

Blinkt im Sonnenschein

Goldenfeines Flimmern

Im menschenleeren Hain.

 

Auf herbstverwelkten Flügeln

Gerät ein Blatt ins Trudeln

Hinab zum Wasserspiegel

In bitterkalte Strudel.

 

Zum roten Abendschein

Erwacht in dessen Grund

Tief im nassen Schrein

Ein Ding mit Hungermund.

 

Es schwimmt im Mondenglanz

Zum Schlafesruf der Amsel

Mit der Strömung tanzend

Bekannt als Wasserhansl.

 

Im klaren Wellenschlagen

Giert es nach Blut und Fleisch

Nach Kindern, die dort baden

Für sein düst‘res Reich.

 

Am Tage liegt es lauschend

Im faulen Tümpelschlamm

Da naht zum Wasserrauschen

Ein Mädelein heran.

 

Ein Ball kommt flugs geflogen

Und lockt das Kind zum Teich

Scheu sieht es auf die Wogen

Das Antlitz schreckensbleich.

 

Es weiß um die Gefahren

Die in den Tiefen lauern

Wind zaust seine Haare

Lässt es furchtsam schauern.

 

Zögernd wagt es sich heran

Ganz nah ans tiefe Becken

Das Herzlein schlägt ihm bang

Will sich zum Ball hin strecken.

 

© Fabia Mortis





bottom of page