Nachtgieger-Lesung | Halloween 2023
31. Dezember. Silvester. Der letzte Tag im Jahr.
2023 neigt sich unaufhaltsam dem Ende zu.
Es ist daher allerhöchste Eisenbahn, Unerledigtes abzuschließen. Denn es gibt tatsächlich eine Angelegenheit, über die ich auf der Zielgeraden gerne noch schreiben möchte.
Etwas, das ich im Übrigen längst hätte tun sollen. Mea Culpa für dieses Versäumnis an alle Beteiligten! Das letzte Jahresviertel hat mich in vielerlei Hinsicht überwältigt. Doch besser spät als nie.
Jedes Jahr besteht aus Höhen und Tiefen gleichermaßen. An der Schwelle zu 2024 möchte ich auf ein besonderes Ereignis zurückblicken und mich an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken.
Vor genau zwei Monaten, am Halloweenabend, wurde mir die außerordentliche Ehre zuteil, auf Einladung von Betti Städtler im Traditionsgasthof Brandenburger Hof in Weißenburg aus meinem 2022 veröffentlichten Gruselmärchen »Rosi und der Nachtgieger« zu lesen.
Ich habe bewusst so formuliert, denn in der mittelfränkischen Heimatstadt das eigene Buch und zugleich absolute Herzensprojekt über den dort allseits bekannten Kinderschreck und die Kultfigur der Franken schlechthin präsentieren zu dürfen, ist definitiv eine außergewöhnliche Erfahrung und kommt sicherlich nicht alle Tage vor.
Die Gastwirtin Betti (eine von der »echten« Sorte mit Leib & Seele), ihre Schwester und Köchin Uli Städtler sowie das gesamte Team vom Brandenburger Hof haben mir sprichwörtlich den Roten Teppich ausgerollt und zusammen mit Werner Kojan (Garten- und Landschaftsbau) den Festsaal auf zum Anlass passende, sehr detailverliebte Weise dekoriert. Es wurde mir als Requisit sogar ein scharfes (Mord-)Beil zur Verfügung gestellt. Für das kulinarische Wohl standen Blutsuppe (Rote Beete) und handgefertigte fränkische Knieküchle auf dem Speiseplan.
Von links nach rechts: Ines Strong, Fabia Mortis, Claudia Ressel und der höchst unheimliche Windgong
Die Lesung wurde musikalisch sehr effektvoll von Claudia Ressel mit einem Windgong sowie einer Handpan untermalt. Ersterer erzeugt zutiefst unheimliche Klänge, mit welchen man getrost jeglichen Horrorfilm vertonen könnte. Ein Instrument dieser Intensität habe ich vorher tatsächlich noch nicht erlebt. Es bewirkt denselben Effekt, als würde jemand oder etwas (?) mit scharfen Klauen über eine abgewetzte Schultafel kratzen. Schön langsam und nervenzerfetzend. Teilweise lief es uns eiskalt den Rücken hinunter. Meine ebenfalls zur Unterstützung angereiste Freundin und Lektorin Ines Strong stand mir auf bewährte Weise zur Seite. Ohne sie wäre ich ein Irrlicht in der Finsternis.
Von der allgemeinen Resonanz auf die Lesung waren wir dann doch etwas überrascht. Zumal die Veranstaltung lediglich auf die althergebrachte Weise mit einer Plakataktion und Verlosung im örtlichen Wochenblatt beworben worden war. Scheinbar spricht sich in einer Kleinstadt jedoch Vieles herum, und so war der Veranstaltungsraum pünktlich um 19:30 Uhr bis auf den letzten Platz mit einem gutgelaunten und teils kostümierten Publikum besetzt.
Darauf noch einen Hochmoorgeist. Vorsicht heiß! Links im Bild ist Betti Städtler zu sehen.
Die zweieinhalbstündige Lesung verging – nicht zuletzt dank des großzügig verabreichten »Hochmoorgeistes« - recht amüsant-unheimlich und wie im Fluge. Besonders hat es mich gefreut, dass die Weißenburger sichtlich ihren Spaß an unser aller Lieblingsmonster hatten und vollzählig bis zum Schluss mitgefiebert haben. Auch ich hatte sehr viel Vergnügen an der ganzen Geschichte. Die Nachtgieger-Lesung zähle ich deshalb als mein schönstes Erlebnis in 2023.
Obwohl ich angesichts des Veranstaltungsendes zu recht fortgeschrittener Stunde leichte Bedenken hatte, dass alle unversehrt (ungefressen) zu Hause angelangt sind. Denn schließlich weiß jedes kleine Kind, welch‘ üble Kreatur ab 22 Uhr hungrig durch Weißenburgs finstere Gassen streift ...
Scherz beiseite. An dieser Stelle sende ich liebe Grüße in mein mittelfränkisches Heimatstädtchen. Vielen Dank an das Weißenburger Auditorium, welches mich so wohlwollend empfangen hat! Ich denke gerne an diesen Abend zurück.
Blick ins Publikum
Anmerkung: Sollte eine der abgebildeten Personen nicht mit der Veröffentlichung einverstanden sein, bitte melden.
Liebe Betti, an Dich geht ein ganz besonderes Dankeschön. Egal, wohin der Wind Dich im Neuen Jahr treiben mag: Solltest Du jemals einer Vorleserin bedürfen: Ort und Zeit genügen. Ich werde zur Stelle sein.
Hiermit verabschiede ich mich aus dem alten Jahr und wünsche allseits einen guten Rutsch in ein glückliches und vor allem gesundes 2024! Wir lesen uns auf der anderen Seite.
Text, Design und Fotos:
© Fabia Mortis
Geschrieben an Silvester 2023
Foto fränkisches Knieküchle:
© Betti Städtler
PS: Beim nächsten Termin wird es mich 2024 zusammen mit Ines und Claudia voraussichtlich ins Allgäu verschlagen. Ob man dort für den geflügelten Kinderschreck empfänglich ist? Ich bin sehr zuversichtlich. Denn wer könnte schon einer gruseligen Gutenachgeschichte widerstehen? Einer Schauermär um Freundschaft, Verrat, Tod und um das berüchtigte fränkische Mordbeil.