Glühwürmchenbrennen
Foto: iStock | Diana Raddicchi
Getränkt mit Mondenblut
Liegt traut die Flur in Ruh‘
Die Gräserspitzen beben
Flimmerpunkte webend.
Man sieht sie aus der Ferne
Feenstaub und Sterne
Im Abendfelde sengen
Aus sich selbst entbrennend.
Es sind verlor‘ne Seelen
Zu viele, sie zu zählen
Schlaflos irren sie umher
Ein gold‘nes Lichterheer.
Man hört ihn niemals surren
Den hübschen Funkelwurm
Vielleicht schweigt er so still
Weil er für sich leuchten will?
© Fabia Mortis
Es ist Jahrzehnte her, dass ich an einem warmen Augustabend auf einer kleinen Bergkuppe der fränkischen Alb stand. Zuhause. Inmitten einer Wiese, von den Schatten schläfriger Bäume umgeben.
Nacht zog herauf und machte sich bereit, die ineinander zerfließenden Grautöne der Dämmerung zu verdunkeln. Ich stand ein Stück abseits von meinen Freunden. Sie lachten und feierten an einem Lagerfeuer.
Von jener Nichtfarbe sanft umschmiegt, ging ich der Stille entgegen. Zu den Bäumen. Und da sah ich es. Ein Flimmern auf den sich im lauen Wind wiegenden Gräserspitzen. Ein unirdisches, vielfaches Glühen. Überall um mich herum. Verlorene Seelen von brennender Anmut. Ich konnte nur schauen, zutiefst bezaubert. Die glimmenden Punkte waren zum Träumen schön.
Es waren Glühwürmchen. Ich weiß nicht, wie viele es waren. Seither habe ich keine mehr gesehen.
Und nie wieder war es in meinem Herzen so friedlich.
Das Gedicht habe ich geschrieben, um die einzigartige Atmosphäre dieses surrealen, losgelösten Augenblicks einzufangen. Vergessen werde ich ihn nie. Er ist sicher in meiner Erinnerung verwahrt.
Wie hätte ich dem Leuchten der Funkelwürmer denn keine Poesie schreiben sollen?